Von Torsten Morche auf Mittwoch, 29. Juli 2020
Kategorie: Der Pastor bloggt

Denk mal

George Washington, für Amerikaner der Vater der Nation, trug falsche Zähne, die er seinen Sklaven ziehen ließ. Die segensreichen Wirkungen …

Denk mal

George Washington, für Amerikaner der Vater der Nation, trug falsche Zähne, die er seinen Sklaven ziehen ließ. Die segensreichen Wirkungen der Reformation sind unbestritten, obgleich Luther ein Antijudaist war. Roland Amudsen erreichte als erster Mensch den Südpol und war ein Schuft und Lügner. – Was erwarten wir von unseren Held*innen, Vordenker*innen und Inspirator*innen? Ihre Denkmäler umzuwerfen kann ich nur als Sehnsucht der Nachgeboren nach moralischer Reinheit verstehen, wie sie der säkulare Zeitgeist verlangt, weil er keine vergebende universale Instanz mehr kennt. Aber Reinheit ist keine Voraussetzung für bewundernswerte Wirkungen und erinnerungswürdige Leistungen. Nur bei Diktatoren, Massenmördern und ausgewiesenen Rassisten scheint mir die Demontage gerechtfertigt. In den allermeisten Fällen aber gilt wohl, was Jesus im Gleichnis beschreibt, wo der Bauer seinen Leuten verbietet, das Unkraut zwischen dem Weizen auszujäten, „…auf dass ihr nicht zugleich den Weizen mit ausrauft, wenn ihr das Unkraut ausjätet. Lasst beides miteinander wachsen bis zur Ernte." (Matthäus 13,29.f) Zwar muss der Bauer das Unkraut benennen, die Unkundigen auf es hinweisen und Weizen und Unkraut klar unterschieden. Er muss aber aushalten, dass eine saubere Trennung zwischen beidem erst am Ende der Geschichte vorgenommen werden kann. Dass diese Trennung nicht zu Lasten meines Weizens geht, erhoffe ich auch für mein Tun und Lassen am Ende meiner Geschichte.

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