Von Torsten Morche auf Mittwoch, 10. März 2021
Kategorie: Der Pastor bloggt

Fastentuch

​Die Blicke meiner Urgroßeltern auf dem alten Foto sprechen vom Ernst des Leben, dem die beiden mit Würde begegnen. Hätten sie bei den wenigen Fototerminen in ihrem Leben gelacht, hätte man sie wohl der Leichtfertigkeit verdächtigt.

Fastentuch

​Die Blicke meiner Urgroßeltern auf dem alten Foto sprechen vom Ernst des Leben, dem die beiden mit Würde begegnen. Hätten sie bei den wenigen Fototerminen in ihrem Leben gelacht, hätte man sie wohl der Leichtfertigkeit verdächtigt. Auf den Fotos meiner Generation flauen Ernst und Würde merklich ab und aus den massenhaften Selfies der Nachkommen sind sie ganz verschwunden. Wir zeigen vor allem, dass wir Spaß haben, immer und überall. Wir nehmen es leicht, denn es geht uns prächtig. Wer nur die Bilder hat, könnte meinen, unsere Zeit hat nichts zu bereuen, nichts zu beklagen, nichts zu befürchten. Wer nicht in die Kamera grinst, ist der Schwermut verdächtig. In der Coronazeit ist das ewige Lachen hinter Masken verschwunden wie während der Passionszeit die prachtvollen Altäre in manchen Kirchen hinter Fastentüchern, auf dass der Blick sich nach innen richte: nichts zu bereuen, zu beklagen, zu befürchten? Mein Urgroßvater war nicht nur diese würdig-ernste Gestalt auf den alten Fotos. Er konnte amüsant aus seinem Leben erzählen. Und heute ist nicht jeder Augenblick so spaßig, wie die Bilder es anzeigen. Erzählen wir uns doch mal von dem, was da nicht zu sehen ist. „Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der HERR aber sieht das Herz an." (1. Samuel 16, 7) Die Zeit ist günstig, das Bild zu vervollständigen.

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