Von Torsten Morche auf Samstag, 27. Februar 2021
Kategorie: Der Pastor bloggt

Resilienz

​Beim inzwischen viel gebrauchten Wort „Resilienz" musste mein Sprachzentrum lange Zeit immer erst eine Kombination aus Riechsalz und Petersilie bilden, bevor es mir locker über die Zunge ging.

Resilienz

Beim inzwischen viel gebrauchten Wort „Resilienz" musste mein Sprachzentrum lange Zeit immer erst eine Kombination aus Riechsalz und Petersilie bilden, bevor es mir locker über die Zunge ging. Vielleicht, weil die damit verbundenen Inhalte mir als religiösem Praktiker unter anderen Begriffen vertraut sind. Für das Gebet z. B. ist es ja fundamental, die Aufmerksamkeit nach innen zu lenken und mein Befinden in einen größeren Rahmen zu stellen, Weite zu gewinnen und Abstand. Ich reserviere Tageszeit und mache mir bewusst, dass die Welt größer ist als mein Zimmer, die abgebremste Stadt, das impfträge Deutschland, die abgehängten Weltgegenden; dass da eine Sonne kreist, ein Universum weitet - und ich da mitten drin sitze. Ich mache mir bewusst, dass mein Leben mehr ist als dieser Tag, dieses Corona-Jahr, die Wartezeit zum Impftermin, meine Zeit auf dieser Erde, die umflossen wird von Lebenszeiten vor und nach mir – und dass der Gott, der Welt und Zeit gemacht hat - das liebende Du, an dem mein Ich wächst - in mir atmet und ich in ihm, hier und jetzt und dann und forthin. Manchmal steife ich dabei, was Jesus angekündigt hat: „An jenem Tage werdet ihr erkennen, dass ich in meinem Vater bin und ihr in mir und ich in euch." (Johannes 14,20) Das entspannt den Tonus, lüftet den Geist und rückt das zänkische Kleinklein wieder auf Mindestabstand – kurz gesagt: Beten fördert Resilienz und ist bei anhaltendem Corona-Alarm eine empfehlenswerte Praxis.

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