Von Torsten Morche auf Donnerstag, 09. Juli 2020
Kategorie: Der Pastor bloggt

Sinnvoll

Die Kirchenaustrittszahlen beunruhigen mich. Wenn uns die Menschen wenigstens mit Getöse ihre Gründe vor die Füße werfen würden …

Sinnvoll

Die Kirchenaustrittszahlen beunruhigen mich. Wenn uns die Menschen wenigstens mit Getöse ihre Gründe vor die Füße werfen würden! Mein Verdacht ist, den Meisten ist die Kirche einfach egal geworden. Ich brauche es niemandem erklären, warum ich den Mantel, der mich mal gut gewärmt hat, in den Altkleidercontainer werfe. Ich habe halt einen neuen. Ausreichend sinnvoll ist ein Leben in Gesundheit, Wohlstand und mit der Familie, bei vielen jungen Menschen stehen Fun und Party hoch im Kurs. Die Frage: „Was kommt nach dem Tod?" ist der Frage gewichen: „Was kann ich alles vor dem Tod bekommen?" Als Tatsache wird der Tod so weit wie möglich verdrängt oder heroisch ertragen. Keine guten Bedingungen für die Botschaft von der unendlichen Liebe Gottes, die über den Tod hinaus reicht. Aber kein Grund, als Kirche nachzulassen. Denn die Ereignisse in Stuttgart am 21. Juni meine ich als Grenzerfahrung innerweltlicher Sinngebung deuten zu können. Spaß und Rausch lassen sich nicht unendlich steigern. Wer darauf seine Hoffnung setzt, wird frustriert. Der Entzug durch die Corona-Einschränkungen machte zusätzlich reizbar und schließlich schlug das destruktive Potential dieses Lebensentwurfs durch. Darum: unsere Relevanz entscheidet sich nicht an der Zahl, sondern eher an der Unverdrossenheit, mit der wir dem System mit unserem Sinnangebot winken: „Christus Jesus hat dem Tode die Macht genommen und das Leben und ein unvergängliches Wesen ans Licht gebracht durch das Evangelium." (2. Timotheus 1, 10) Diesem Licht entgegenzuwachsen ist eine beglückende Lebensaufgabe, mindestens im gleichen Rang wie Familie, Gesundheit und Wohlergehen, aber als einzige ins Unendliche steigerbar.

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